Die Nachricht mischte gestern in Radio und Fernsehen und heute in den Zeitungen die Gemüter auf: 19 Erdgasversorger in Nordrhein-Westfalen – so der Vorwurf von Noch-Wirtschaftsministerin Thoben – verlangten von ihren Kunden überhöhte Preise und hätten sich dazu womöglich untereinander abgesprochen.
Mit bei den angeschwärzten Unternehmen seien auch die Stadtwerke Erkrath. Doch die sind völlig zu Unrecht unter Verdacht geraten wie sich jetzt heraus stellt. Bei dem von der Landeskartellbehörde angestellten Vergleich der Preise ist ein Erkrather Tarif korrekt übernommen worden, bei den beiden anderen Tarifen sind aber Fehler gemacht worden, die den Vergleich deutlich verzerren. Und es sind nicht die jeweils günstigten Preisangebote für die entsprechenden Kundengruppen gerechnet worden. Ohne diese Fehler und Versäumnisse können sich die Stadtwerke mit ihren Preisen durchaus sehen lassen, meint Aufsichtsratsvorsitzender Detlef Ehlert. Dies gelte sowieso für die allermeisten Kunden in größeren Wohnanlagen, die Sonderverträge haben.
Ehlert ergänzt, dass wegen eines jetzt gerade abgeschlossenen Einkaufsvertrages der Stadtwerke mit einem neuen Vorlieferanten zum Herbst, also zum Beginn der Heizperiode, die Preise für die „Ortsgas“-Kunden in Erkrath deutlich gesenkt werden.
Die Hochdahler Fernwärmekunden sind im Übrigen von den Vorwürfen gar nicht berührt, weil das Fernheizwerk Favorit wegen des hohen Mengenabsatzes zu noch anderen – günstigeren – Preisen versorgt wird.
Radio Neandertal –http://www.radioneandertal.de./aktuell/lokale-news/index.html hat weitere Informationen, die Pressemitteilung des Stadtwerke-Geschäftsführers zum Thema folgt hier im Wortlaut:
- Stadtwerke Erkrath GmbH weist Kartellvorwürfe zurück
- Mit falschen Maßstäben gemessen
- Gaspreise werden ohnehin gesenkt
Fotodownload: www.epk-bilderserver.de/F-SWE-JEKEN-09-11
Erkrath. Die Stadtwerke Erkrath GmbH weist Vorwürfe zurück, wonach unerlaubte Preisabsprachen mit anderen Versorgern getroffen worden sein sollen. „Das könnten wir uns als kommunales Unternehmen nie erlauben! Wir prüfen derzeit, woher die falschen Zahlen und Bewertungen kommen“, so SWE-Geschäftsführer Gregor Jeken.
Richtig ist vielmehr, dass bei einem Tarif der Grundversorgungstarif in Ansatz gebracht wurde, obwohl wir bei diesen Abnahmemengen tatsächlich bessere Konditionen anbieten, so dass die Stadtwerke Erkrath in Wahrheit im Gesamtergebnis die Grenze der Preisauffälligkeit unterschreiten und nicht überschreiten. Geschäftsführer Jeken bewertet auch die Vorgehensweise als nicht seriös, wonach zuerst die Medien informiert und Stunden später erst eine Excel-Tabellen mit den falschen Vergleichszahlen durch das Wirtschaftsministerium vorgelegt worden seien. Jeken betrachtet diese Vorgehensweise als geschäftsschädigend“. Geteilt wird Jekens Auffassung auch von SWE-Aufsichtsratsvorsitzendem Detlef Ehlert.
In dem Gas-Preisvergleich wurden die Zeiträume Februar, März und April zugrunde gelegt. Ferner waren die Verbrauchsmengen von 20 000,
35 000 und 90 000 kWh verglichen worden. Bei der Menge von 20.000 kWh war ein anderer Preistarif angelegt worden als bei den 35 000 kWh. Ein wieder anderes Preismodell (nämlich die so genannte Grund- und Ersatzversorgung, die jeder örtliche Netzbetreiber von Gesetzes wegen bieten muss), wurde bei der Menge von 90 000 kWh als Maßstab angelegt. Der gemittelte Wert von 10,3 % lag um 0,3 Prozent über dem Grenzwert.
Der Gaspreise der Stadtwerke Erkrath sind zurzeit nicht die günstigsten: „Wir haben mit unterschiedlichen Vorlieferanten zu verschiedenen Zeiten unsere Lieferverträge abgeschlossen. Die Verträge haben in der Regel eine Laufzeit zwischen ein und drei Jahren. Je nachdem, wann die Verträge abgeschlossen wurden, gelte eben ein bestimmter Preis. Die Stadtwerke Erkrath haben zum
1. Oktober mit einem neuen Lieferanten einen Vertrag abgeschlossen. Jeken: „Dann kann ich ganz andere Preise anbieten. Wir werden sie senken können.“
Die NRW – Kartellbehörde hat wegen möglicher Preisabsprachen gegen 19 Gasversorger Ermittlungen aufgenommen. Die ins Visier geratenen Unternehmen waren durch hohe Preise aufgefallen. Das Düsseldorfer Wirtschaftsministerium teilte am Dienstag mit, dass bei einem landesweiten Preisvergleich während der vergangenen Monate die Kartellhüter bei diesen Unternehmen auffällig hohe Preise festgestellt hätten.
Die Kartellwächter hatten in den Monaten Februar bis April 2010 die Preise von 144 Gasversorgern in Nordrhein-Westfalen verglichen. Preisauffällig ist ein Gasversorger dann, wenn die vom Kunden geforderten Entgelte um mehr als zehn Prozent über den jeweiligen Landesdurchschnittspreisen liegen.
Die Gasversorger werden den Angaben zufolge jetzt aufgefordert, ihre Preise für die Kartellbehörden sorgfältig zu rechtfertigen. Kommen sie dieser Aufforderung nicht nach oder sind ihre Erläuterungen für die Kartellbehörde nicht nachvollziehbar, werden Preissenkungen durch die Landeskartellbehörde festgelegt. Möglich ist laut NRW-Wirtschaftsministerium außerdem ein anschließendes Verfahren wegen Preismissbrauchs. Dazu SWE-Geschäftsführer Jeken: „Die Anschuldigungen, in Erkrath überhöhte Preise zu haben, sind absolut unbegründet. Dies werden wir auch der Kartellbehörde entsprechend mitteilen.“
Über die Stadtwerke Erkrath:
Die Stadtwerke Erkrath GmbH befindet sich zu 100 % in Kommunalbesitz. Als kommunales Unternehmen fühlt sie sich dem Bürger verpflichtet und orientiert sich am Allgemeinwohl. So sehen es die Stadtwerke Erkrath nicht als ihr oberstes Ziel an, möglichst hohe Profite zu erwirtschaften. Vielmehr wollen die Stadtwerke ein Preis-Leistungsverhältnis anbieten, das sowohl den Bürgern als auch der Stadt Rechnung trägt.
Das Unternehmen versorgt heute 26 000 Haushalte sowie Gewerbe, Landwirtschaft und Dienstleister im Raum Erkrath mit Strom, Gas und Trinkwasser und betreibt eine Erdgastankstelle an der Max-Planck-Straße 81 in Erkrath. Außerdem sind die Stadtwerke Eigentümer und Betreiber der Straßenbeleuchtung in Erkrath sowie des attraktiven Neanderbades, das im Jahr 2006 eröffnet wurde.
Der Jahresumsatz 2008 lag bei 43 Mio. €, der Jahresüberschuss bei 2,4 Millionen €. Der Betrieb hat 72 Mitarbeiter und wird seit Juli 2009 von Geschäftsführer Gregor Jeken geleitet. Die Stadtwerke verfügen über ein eigenes Blockheizkraftwerk, das bis zu 72 Mio. kWh Strom und 78 Mio. kWh Wärme im Jahr erzeugt.