Der Erkrather Stadtrat hat jetzt ein wichtiges Projekt auf den Weg gebracht: Die Stadtwerke Erkrath sollen bis 2020 nur noch Strom produzieren bzw. verkaufen, der aus erneuerbaren Energien oder aus kraft-wärme-gekoppelter Erzeugung stammt.
Der erste Schritt dazu ist, dass von 2012 an kein Atomstrom mehr verkauft wird.
Ausgelöst war die Debatte durch einen BürgerInnen-Antrag mit dem Ziel, Erkrath atomstromfrei zu machen. Peer Weber und andere MitstreiterInnen hatten eine entsprechende Initiative aufgrund der Fukushima-Katastrophe in Japan gestartet. Sie veranstalten dazu jeden Montag ab 18.00 Uhr auf dem Hochdahler Markt eine Mahnwache, bei der auch weitere Unterschriften für das Anliegen gesammelt werden.
Nach intensiver Diskussion hat der Stadtrat in der Sitzung am 12. Juli seine Verantwortung für einen nachhaltigen Umgang mit Energie und Klima bekräftigt. Und er hat seine Einschätzung der Sicherheit der Atomenergie konkretisiert: Weil die nicht gegeben ist, muss Deutschland und muss Erkrath so schnell wie möglich aussteigen. Der Rat begrüßt deshalb ausdrücklich den Beschluss des Deutschen Bundestages zum Ausstieg aus der Atomenergie.
Wie Detlef Ehlert, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion, in der Debatte erklärte, reiche es allerdings nicht, davon nur zu sprechen, sondern es bedürfe konkreten Handelns: Die Stadt, der Rat und die Stadtwerke müssen in Übereinstimmung mit einer breiten Mehrheit in der Bevölkerung auch eigene Beiträge leisten, damit das Ziel des Atomausstiegs unverzüglich erreicht wird.
Derzeit macht der Anteil des Atomstroms im Erkrather „Strommix“ rund 10 Prozent aus. Etwa die Hälfte des Strombedarfs kann das eigene Blockheizkraftwerk der Stadtwerke im Verbund mit der Fernwärmeversorgung der Favorit in Hochdahl aus der Nutzung von Erdgas erbringen, gut ein Viertel des Stroms wird über die landesweite Einspeisung aus regenerativen Quellen (aus EEG und KWK-Gesetz) beigesteuert. Ca. 16 Millionen Kilowattstunden kommen aus Atomkraftwerken, den „Rest“ tragen andere, mit fossilen Brennstoffen wie Kohle betriebene Kraftwerke bei.
Der Rat fordert nun die Entscheidungsgremien der Stadtwerke auf sicher zu stellen, dass ab 2012 statt des aus Atomkraft erzeugten Stroms elektrische Energie in das Erkrather Netz eingespeist wird, die aus regenerativen Energien stammt.
Bis zum Frühjahr 2012 soll ein Konzept vorlegt werden, wie die Stadtwerke bis zum Jahre 2020 wettbewerbsfähig die Stromversorgung ihrer Kunden vollständig auf regenerativer Basis und/oder in kraftwärmegekoppelter, dezentraler Erzeugung sicher stellen können. Dieses ehrgeizige Ziel berücksichtigt damit ausdrücklich auch, dass die Preise für die Verbraucher nicht unendlich höher als die der Konkurrenz anderer Anbieter in der Region ausfallen sollten.
Während SPD, BmU und Grüne durchaus bereit waren, ihren ursprünglichen Antrag zu modifizieren um den zunächst zögernden Fraktionen der CDU und der FDP zur Zustimmung zu „verhelfen“, zeigte die Diskussion im Rat, dass diese beiden Parteien letztlich nicht wirklich bereit waren, das proklamierte Ziel des Ausstiegs ernst zu nehmen und eigene Beiträge dafür in Erkrath zu leisten. Die CDU enthielt sich der Stimme, die FDP lehnte den Antrag ab.
In weiteren Beschlüssen bittet der Rat die Stadtwerke Erkrath, Vorschläge für eine finanzielle Beteiligung interessierter Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen („Bürgerkraftwerk“ o.ä.) zu erarbeiten. Das soll dazu führen, dass zum Beispiel der Kauf von Windenergieanlagen durch die Stadtwerke vorgenommen und von Stadtwerken und „Klimaschutzaktien“ der Bürger gemeinsam finanziert werden.
Die Stadtverwaltung wurde schließlich beauftragt, die (Mehr-)Kosten zu ermitteln die entstehen, wenn die Stadt Erkrath für ihren eigenen Stromverbrauch (öffentliche Gebäude und Anlagen, Straßenbeleuchtung) ab 2012 ausschließlich Strom verwendet, der nicht aus Atomenergie erzeugt wird. Der entsprechende Ansatz soll im Haushaltsbudget für 2012 eingeplant werden.