Westdeutsche Zeitung schreibt über Neanderland und den Hochpfad dort:

Masterplan: Ende 2014 geht’s hoch hinaus

Von Arnulf Ramcke
mit einem Kommentar von Arnulf Ramcke

Die Planung für den Masterplan ist fast fertig. Die Öffentlichkeit wird im Dezember über Details informiert.

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Noch eine Computeranimation: Der Hochpfad ist das zentrale Element des Masterplans – und bei den Gegnern besonders umstritten.

Kreis Mettmann. Sechs Millionen Euro sind schon ein Wort. Damit lässt sich ein Spitzenfußballer ein Jahr lang füttern, auf Sylt gibt’s dafür ein unbebautes Grundstück in zweiter Reihe, und um die 240 VW Golf in mittlerer Ausstattungsvariante spülen dem Wolfsburger Konzern diese siebenstellige Summe in die Bilanz.
Sechs Millionen Euro sind also kein Pappenstiel. Entsprechend stürmisch toben die Stürme durchs Neanderland, wenn es um die Umsetzung des Masterplans „NaturKulTour Neandertal“ geht. Dessen Umsetzung kostet auch um die sechs Millionen Euro.
„Der Hochpfad soll das Neandertal und seine Weite erlebbar machen.“
Daniela Hitzemann, Sprecherin der Kreisverwaltung
Die Befürworter sehen das Geld als Investition in die Zukunft des Kreises Mettmann bestens angelegt, die Gegner warnen vor irreparablen Schäden an Fauna und Flora. Außerdem unterstellen sie dem obersten Fürsprecher, dem Landrat persönlich, rein wirtschaftliche und damit eigene Interessen politischer Art zu verfolgen.
Ränkespiele und echte Argumente verbeißen sich dabei in ein gewagtes Vorhaben: Wer aus der Regiobahn in Mettmann aussteigt, kann 30 Höhenmeter in einem gläsernen Panoramaaufzug überwinden und in ein Infozentrum gehen, in dem er über die Spezialitäten des gesamten Kreis Mettmann informiert wird.
Länge und Höhe stehen noch nicht fest
Der Besucher kann aber auch über das zentrale Element des Masterplans schlendern – den Hochpfad. In welcher Höhe genau über allen Wipfeln Ruhe herrscht, ist dabei nach Angaben von Daniela Hitzemann, der Sprecherin der Kreisverwaltung, unklar: „Das steht wie auch die genaue Länge noch nicht fest.“ Längst ist allerdings bekannt, dass es 600 Meter sind, die sich der Weg in 28 Meter Höhe vom Bahnhof bis zur Fundstelle des Neandertalers erstrecken soll.
Und dass er es wird, daran bestehen eigentlich keine ernsthaften Zweifel. Auch wenn jüngst Sperrfeuer aus Erkrath stört. Dabei hat die Befindlichkeit in dieser Stadt auf den Masterplan bezogen so viel Auswirkung wie die Entnahme eines Eimers Wasser aus der Düssel.
Städte zahlen „nur“ je 100 000 Euro
Von den rund 1,2 Millionen Euro Eigenanteil zahlen der Kreis 600 000 Euro, die Stiftung Neanderthal Museum 400 000 Euro und die Städte Erkrath und Mettmann je 100 000 Euro. Die restlichen fünf Millionen Euro übernimmt das Land.
„Wir machen uns lächerlich, wenn wir aus dem Projekt aussteigen“, sagt denn auch Erkraths Bürgermeister Arno Werner. Der CDU-Mann hat mit einer unberechenbaren Mischung aus SPD, Grünen und einer Wählergemeinschaft zu leben, die die Mehrheit im Rat bilden. Und die Grünen sind kreisweit erklärte Gegner des Masterplans.
Werner weiter: „Das Projekt ist eine Chance für das Neandertal.“ Allerdings müsse jedem klar sein, dass es ohne den Hochpfad in den genannten Dimensionen keine Förderung gebe. Kreissprecherin Hitzemann reagiert auf Erkraths Befindlichkeit gelassen: „Auch Erkrath möchte vom Masterplan profitieren.“
Dass der Hochpfad zwar in luftigen Höhen auf Stelzen ruht, aber keine Luftnummer ist, betont Hitzemann vehement: „Wenn die Kohle da ist, legen wir los, denn Ende 2014 müssen wir fertig sein.“ Das sehen die Förderrichtlinien ebenso wie das Datum 11. Januar 2012 vor. An diesem Mittwoch Anfang kommenden Jahres müssen die Planunterlagen in Düsseldorf vorgelegt werden. Dieses Vorziehen des ursprünglichen Abgabetermins sei zwar eine echte Herausforderung – „aber wir schaffen das“.
Kreisverwaltung will auf Nummer sicher gehen
Für Dezember kündigt Hitzemann eine öffentliche Informationsveranstaltung an, wo Details der Planung vorgestellt werden. „Wir werden da nichts einarbeiten, was nicht zu hundert Prozent sicher ist oder an Stellen, wo es nicht geht.“

Kommentar: Verweigerung mit System

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Großbild Bahrmann, Simone (simb)
 

Es ergeben sich Möglichkeiten, die erfordern energisches Handeln. Der Masterplan ist eine solche. Zugreifen oder zu spät kommen – die Entscheidung, für dieses visionäre Projekt zur Stärkung des Wirtschaftsraums Neanderland Überstunden zu machen, wird sich im wahrsten Wortsinne bezahlt machen.
Und davon profitiert auch der Umweltschutz. Dass dies in Erkrath anders gesehen wird, hat System: Bereits bei der Euroga wurde in Erkrath lamentiert statt gehandelt.