Stadtwerke suchen Windräder
Von Stefan Schneider
Versorger überlegt, sich in große Parks einzukaufen. Projekte in Thüringen und Brandenburg werden geprüft.
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Windkraft wird von der Anlage aufgenommen und in elektrische Energie umgewandelt.
Erkrath. Gehen die Stadtwerke auf Einkaufstour und ersteht das eine oder andere Windrad? Hoch oben im Norden an der Küste oder vielleicht doch in der Eifel? Und wie sieht es eigentlich mit einem Standort mitten in Erkrath aus? Was auf den ersten Blick wie ein Fantasiegebilde erscheint, könnte in Kürze Realität werden. „Ja, wir sind auf der Suche“, bestätigt der Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke, Detlef Ehlert.
„Das funktioniert gewissermaßen wie bei einem Bauträger, der Wohnungen verkauft.“
Detlef Ehlert, Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Erkrath
Spätestens nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima stand für die Bürgerinitiative „Atomstromfreies Erkrath“ fest: Die Stadt muss ein Zeichen setzen und ihren Ausstieg erklären. Das ist mittlerweile geschehen. Mit den Stimmen von SPD, Grünen und BmU ist der Bürgerantrag im Juli dieses Jahres positiv beschieden worden. Mit der Folge, dass die Stadtwerke nun an einem Konzept arbeiten, wie mittelfristig der Umstieg auf komplett erneuerbare Energien – bislang liegt der Atomstromanteil bei zehn Prozent oder 16 Millionen Kilowattstunden pro Jahr – gelingen kann.
Am liebsten wären den Stadtwerken Windräder in der Nähe
Als naheliegendste Lösung erscheint der Kauf von Beteiligungen an zwei Windkraftanlagen in der Größenordnung von jeweils zwei Megawatt. Fünf bis sieben Millionen Euro würde das laut Ehlert kosten. „Das funktioniert gewissermaßen wie bei einem Bauträger, der Wohnungen verkauft“, sagt Ehlert.
Das Problem sei derzeit nur, dass die Windräder dieser Leistungsstärke einen derart hohen Absatz verzeichnen, „dass sie quasi ausverkauft sind“. Daher spiele man mit dem Gedanken, sich mit anderen Energieversorgern zusammenzutun, um in größere Anlagen zu investieren. „Das sind dann aber Summen jenseits der Zehn-Millionen-Euro-Grenze“, so Ehlert.
- Am liebsten wäre den Stadtwerken, wenn die Windräder „irgendwo um die Ecke“ stünden. „Schließlich wäre dann die Identifikation der Bürger mit dem Projekt umso größer“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende – und meint damit die Möglichkeit, die Bürger über Beteiligungsmodelle einzubeziehen. Doch leider sei in der näheren Umgebung nichts realisierbar.
Eine Windkraftanlage erntet mit ihrem Rotor die Energie des Windes, wandelt sie in elektrische Energie um und speist sie in das Stromnetz ein.
Kaufen sich die Stadtwerke in einen Windradpark etwa in Brandenburg ein, fließt der dort produzierte Strom natürlich nicht hunderte Kilometer weit in das Erkrather Netz. „Der wird in das regionale Netz eingespeist“, erklärt Aufsichtsratsvorsitzender Detlef Ehlert. Stattdessen werde der regenerativ erzeugte Strom „auf uns umgerechnet“.
Dass auf Erkrather Stadtgebiet keine Möglichkeiten zum Errichten der riesigen Räder bestehen, hatte unlängst Bürgermeister Arno Werner im WZ-Gespräch erklärt. Daher konzentrierte man sich auf das Projekt Illerich II in der Eifel. Doch es scheiterte, weil, so heißt es in einer Sitzungsvorlage des Aufsichtsrats, „sich das Projekt nach ausführlicher Prüfung als nicht wirtschaftlich herausgestellt hat und eine Menge offener Fragen aufwirft“.
Inzwischen sind die Stadtwerke aber wieder fündig geworden. „Wir prüfen aktuell Projekte in Brandenburg und Thüringen“, sagt Detlef Ehlert, der zudem ankündigt, dass es demnächst einen Arbeitskreis geben werde, an dem auch die Bürger teilnehmen können.