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Heiße Diskussion im Bürgerhaus
VON ISABEL KLAAS – zuletzt aktualisiert: 03.12.2011
130 Erkrather waren der Einladung der Rheinischen Post ins Bürgerhaus Hochdahl gefolgt, um mit Kommunalpolitikern und dem RP-Redakteur Oliver Wiegand über das Stadtentwicklungskonzept zu diskutieren.
Mit dem Konzept soll die Entwicklung der Stadt in den nächsten 15 bis 20 Jahren erarbeitet und festgezurrt werden, und zwar unter breiter Beteiligung der Bürger. Einhelliger Tenor am Donnerstagabend: „Ein begrüßenswerter demokratischer Prozess, auch wenn er den Steuerzahler 170 000 Euro kostet“, so eine Bürgerin.
Eindeutig vorherrschend war an diesem Abend der Wunsch der Bevölkerung, keine neuen Wohn- und Gewerbeflächen auszuweisen und sogar einen Schrumpfungsprozess der Stadt in Kauf zu nehmen. Viele forderten, in vorhandene Immobilien zu investieren und die vielen gewerblichen Leerstände wie zum Beispiel in Unterfeldhaus zu nutzen.
Was bewegt die Bürger? Worüber möchten sie mit ihren Ratsvertretern diskutieren? Die Redaktion der Rheinischen Post Mettmann lädt zur Moment Mal-Aktion ein, in der Leser Kritik und Anregungen loswerden können.
Am Donnerstagabend hatte unsere Zeitung ins Bürgerhaus Hochdahl eingeladen. 130 Bürger kamen und diskutierten lebhaft mit Kommunalpolitikern und Redakteur Oliver Wiegand.
Eine Bürgerin erklärte: „Ich gehe in viele Versammlungen und habe noch nie einen Erkrather gehört, der sich weitere Bauflächen wünscht.“ Ein anderer Redner kritisierte, dass in Hochdahl nichts getan werde, um die Mietbauten dort attraktiver zu machen. „Die verfallen langsam, so dass bald niemand mehr dort hinziehen will“, sagte er.
Ebenso angeprangert wurde der Stillstand auf dem Posemarré-Gelände – wo Häuser, Eigentumswohnungen und Lofts in denkmalgeschützter Industriearchitektur entstehen sollen – , sowie in der Weißen Villa und auf dem ehemaligen Thompson-Gelände.
Stadt soll als Verpächter auftreten
Auch Eigenheimbesitzer, die ihre Immobilie verfallen lassen statt sie zu vermieten, standen in der Kritik: „In Unterfeldhaus sind Einfamilienhäuser seit fünf Jahren unbewohnt und verfallen. Wir brauchen keine neuen Bauflächen“, erklärte ein anderer Bürger.
Noch drastischer äußerte sich eine gebürtige Erkratherin mit Blick auf den Wunsch von Verwaltung, CDU und FDP, weitere Gewerbeflächen auszuweisen, um mit den eingehenden Steuern die Stadtentwicklung vorantreiben zu können: „Wir können hier nicht alles zupflastern. Unsere Grünflächen sind unser Vorteil. Sonst können wir auch nach Düsseldorf ziehen.“
Da nutze es auch wenig, dass CDU-Ratsherr Wolfgang Jöbges warnte: „Wir müssen handeln. Unsere Bevölkerung wird in den nächsten Jahrzehnten von 48 000 auf 38 000 sinken. Wir müssen attraktiv für Zuziehende sein.“ Oder FDP-Ratsfrau und Maklerin Inge Berkenbusch vom Podium herunter Baugelände für junge Familien foderte.
Bürger Elmar Stertenbrink nutzte die Diskussion, in der Öffentlichkeit seinen Vorschlag zu unterbreiten, den er bereits schriftlich im Rathaus eingereicht hatte: „Um diese fürchterlichen Leerstände zu vermeiden, sollte die Stadt selbst als Verpächter von Gewerbeimmobilien auftreten“, sagte er.